Aufbau eines Wissensmanagements


Grundelemente des Wissensmanagements

Zum Aufbau eines Wissensmanagements ist es nicht damit getan ein Wiki oder eine Informationssammlung von Wissen zu installieren, z. B. mit einem Dokumentenmanagementsystem. Zum Wissensmanagement gehören die drei Bestandteile Technik, Organisation und Mensch, kurz TOM. Es ist sinnvoll beim Aufbau eines Wissensmanagements möglichst gleichzeitig mit allen drei Bereichen zu beginnen. Es muss im Bereich der Technik eine Infrastruktur bzw. Plattform geschaffen werden, die einerseits zum Austausch unter den verschiedenen Bereichen dienen kann, wie z. B. mit Foren, andererseits muss eine gut strukturierte Ablage von Wissen möglich sein. Um dann diese Mittel auch entsprechend zu nutzen, müssen gleichzeitig die Voraussetzungen geschaffen werden, dass diese Mittel von den Mitarbeitern bzw. Gliedern dieser Organisation auch angenommen und verwendet werden. Einerseits muss die Bereitschaft vorhanden sein Wissen zu teilen und andererseits auch wieder Wissen aus dem System abzugreifen.

Dazu ist die Organisation gefragt, es muss eine entsprechende Unternehmenskultur dafür vorhanden sein und gepflegt werden. Die Führung muss den Willen zum Aufbau eines Wissensmanagements erkennen lassen, kommunizieren und fördern. In dem Buch Pocket Power Wissensmanagement; 3. Auflage wird dazu erklärt: „Der Unternehmensleitung muss klar sein, dass die Bereitschaft zu aktivem Wissensmanagement Anerkennung und „Belohnung“ erfordert. Belohnung heißt hier nicht immer nur Entlohnung, sondern auch die öffentliche Anerkennung als Wissensträger und Wissensnutzer.“ Dies muss auch dadurch geschehen, dass den Gliedern der Organisation die Zeit bzw. Freiräume eingeräumt werden, ihr Wissen zu teilen und Beiträge zu verfassen. Um auch aus Fehlern lernen zu können - siehe Lessons Learned bei „Werkzeuge des Wissensmanagements“ - muss auch eine Offenheit und eine gute Fehlerkultur vorhanden sein, d. h. man muss sich frei fühlen können, über Fehler zu berichten, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen. Auf diese Weise können die anderen Mitglieder der Organisation aus diesen Fehler lernen um so eine Wiederholung dieses Fehlers zu vermeiden. Hierzu zwei Zitate von Thomas Alva Edison: „Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“ und „Das ist das Schöne an einem Fehler: Man muss ihn nicht zweimal machen.“

Eine absolut wichtige Voraussetzung für den Austausch von Wissen besteht darin, dass zwischen den Gliedern der Organisation eine gewisse phatische Verbindung besteht, was bedeutet, dass sich die Mitglieder als eine große zusammengehörige Organisation oder Familie verstehen und gemeinsam ein Ziel verfolgen anstatt auf Selbstverwirklichung abzuzielen wie bei einer Handlungsweise nach dem Motto „Wissen ist Macht“. Ohne dass diese soziale Komponente vorhanden ist, wird ein gutes Wissensmanagement nicht funktionieren. Zu einem produktiven Wissensaustausch ist Empathie und eine gewisse menschliche Sympathie zwingend erforderlich. Aus der eigenen Erfahrung beim Aufbau eines Wissensmanagements in einer Organisation hat sich gezeigt, dass der wichtigste Punkt WERTSCHÄTZUNG gegenüber den einzelnen Mitgliedern der Organisation sein muss. Eine Kollegin bzw. Kollege denen Wertschätzung für ihre Äußerungen und Beiträge entgegengebracht werden, werden viel lieber und freizügig ihr Wissen teilen als jemand dem die ganze Zeit keine Beachtung geschenkt wurde. (siehe auch das Buch von Ulrike Stahl). So beschreibt Kai Mertins im Buch „Wissensmanagement im Mittelstand Grundlagen – Lösungen – Praxisbeispiele“ dass Wissensmanagement auch unter dem Begriff Zusammenarbeit oder „das Miteinanderreden“ in der Organisation behandelt werden kann. Wie wichtig die persönliche Beziehung der Mitglieder untereinander ist, beschreibt Prof. Lehner mit den Worten „Eine Studie ergab, dass maßgeblich für das Lernverhalten und somit für den erfolgreichen Transfer die Personalbeziehungen zwischen Zentrale und Auslandsniederlassung waren“, in dem Buch „Wissensmanagement Grundlagen, Methoden und technische Unterstützung“. So kann man auch immer wieder hören und lesen, dass von Veranstaltungen mehr Erinnerungen an die Kontakte in den Pausen bei den Teilnehmern haften bleiben als Inhalte aus den Vorträgen. Dies belegt auch dass zur Führungstätigkeit ein aufrichtiges Interesse für die Menschen gehört, der Wunsch den Personen zu helfen ihre Aufgaben gut ausführen zu können.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass zum Aufbau eines Wissensmanagements viele Fähigkeiten und Kenntnisse erforderlich sind, so z. B. Pädagogik, Psychologie, EDV, Kenntnisse über die Prozesse in der Organisation für die das Wissensmanagement aufgebaut werden soll und noch vieles mehr, wie dies in dem Buch von Lehner gut dargestellt ist.


Der Wissenskreislauf

Als erster Schritt im Wissenskreislauf muss das Wissen das für die erbrachten Dienstleistungen und zur Herstellung von Produkten der Organisation benötigt wird, erfasst werden. Dazu gehört auch das Wissen, welches für künftige Projekte benötigt wird. Weiterhin muss festgestellt werden, welches Wissen dazu bereits in der Organisation vorhanden ist. Wenn daraus die Wissenslücken identifiziert sind, müssen dieses Wissen dann durch verschiedene Maßnahmen geschlossen werden. Dazu werden gewisse Strategien benötigt. Zur Wissensgewinnung gibt es die verschiedensten Werkzeuge, wie z. B. das betriebliche Vorschlagswesen, Erkenntnisse aus Lessons Learned, Ideen aus Best Practices Lösungen, Erfahrungssicherungsworkshop (negative und positive Erfahrungen aus Projekten), Versuche, Literaturrecherche, Kontakte zu Hochschulen und Institutionen usw.

Das erworbene Wissen muss bewertet und gespeichert und somit auch den anderen Mitgliedern der Organisation bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden. Eine Möglichkeit sind Wikis und Blogs der Organisation im Intranet. In den Wikis können die Mitglieder der Organisation das entsprechende Wissen dann nachlesen. Eine direkte Verteilung des Wissens sind auch regelmäßige Meetings, regelmäßige persönliche Gespräche, Treffen von sogenannten Communities of Practice (Personen die die gleiche Aufgabenstellung oder das gleiche Interesse haben). Solche Meetings können auch mittels einer Videokonferenz durchgeführt werden, wobei es von Vorteil ist, wenn sich die Personen auch persönlich kennen. Zur Übermittlung von Wissen hat es sich gezeigt, dass „Storytelling“ dafür ein hervorragendes Werkzeug ist. Wird Wissen in Form von persönlichen Erlebnissen mit Gefühlen übermittelt, bleibt dies beim Zuhörer viel leichter haften als wenn nur die Fakten alleine berichtet worden wären. Auch ein Workflow kann die Anwendung des entsprechenden Wissens in einem Prozess sicher stellen. Weitere Möglichkeiten das Wissen zu verteilen bieten sich durch Job-Rotation, Mentoren-Programm oder Patenschaften, Veröffentlichung in internen Publikationen, E-Mail-Versand mittels Verteilerlisten, Integration der Erfahrungen in interne Schulungen, Ablage des Wissens in selbsterklärende (vereinheitlichten, standardisierten) Ordnerstrukturen, usw.

Als weiteren Schritt gehört dann selbstverständlich auch dazu, dass das vorhandene Wissen auch genutzt, angewandt und umgesetzt wird. Nicht vergessen werden darf das organisierte und bewusste Verlernen bzw. das alte und überholte Wissen auszusondern. Dabei sind aber die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen zu beachten.

Weitere Punkte

Es muss in der Organisation auch eine Möglichkeit vorhanden sein, damit die Experten auch gefunden werden können. Früher geschah dies durch sogenannte „Gelbe Seiten“ oder Wissensträgerkarten. Jetzt kann dies durch eine Suchfunktion und mit den entsprechenden Profilen der Mitglieder im Intranet geschehen.



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